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A-2.1.2.5 Sickerwasser-Untersuchungen

Sickerwasser ist das unterirdische Wasser, das sich z. B. nach einem Niederschlagsereignis oder aus einer undichten Wasserleitung unter dem Einfluss der Schwerkraft durch die wasserungesättigte Bodenzone (deren Poren nicht vollständig mit Wasser erfüllt sind) hin zum tieferliegenden Grundwasser bewegt. Wasser, das sich durch kapillare Saugspannungen, durch Verdunstung und Kondensation oder unter dem Einfluss von Pflanzenwurzeln bewegt oder als Haftwasser auf Kornoberflächen längerfristig unbewegt bleibt, kann im Einzelfall auch zum Sickerwasser gerechnet bzw. für eine Probenahme und Untersuchung nur schwer von diesem getrennt werden.

Die Bewegungen des Sickerwassers und damit auch die Frachten gelöster Wasserinhaltsstoffe sind wegen der meist inhomogenen Bedingungen im Untergrund nur mit großen Unsicherheiten zu ermitteln. In der ungesättigten Zone vorhandene nichtwässrige Flüssigkeiten können die Sickerwasserbewegung stark einschränken. Die Ergebnisse einer Berechnung nach einfachen Formeln zur Quantifizierung von Sickervorgängen sind daher mit großer Vorsicht zu betrachten. Auf bestehende Unsicherheiten ist vom Gutachter in Berichten explizit hinzuweisen.

Verfahren zur Gewinnung von Sickerwasserproben sind z.B. der Einsatz von Saugkerzen oder Lysimetern. Sie sind u.a. in den Arbeitshilfen der LABO (s.u.) beschrieben. Diese Verfahren sind aufwändig und geben keine verlässlichen Ergebnisse. Daher kommen i.d.R. deutlich einfachere Methoden wie die Elution aus Boden mit Wasser im Schüttelverfahren oder im Säulenschnellverfahren zur Anwendung (Eluate).

Gesetzliche Anforderungen

Ein häufiger Anlass für die Gewinnung und Untersuchung von Sickerwasserproben ist die Durchführung einer Sickerwasserprognose. § 12 (3) BBodSchV verlangt:

„Wird bei Untersuchungen für den Wirkungspfad Boden-Grundwasser ein Prüfwert […] am Ort der Probenahme überschritten, soll durch eine Sickerwasserprognose abgeschätzt werden, ob zu erwarten ist, dass die Konzentration dieses Schadstoffs im Sickerwasser am Ort der Beurteilung den Prüfwert […] übersteigen wird.“

Die Anlage 2 der BBodSchV unterscheidet Prüfwerte am Ort der Probenahme und Prüfwerte am Ort der Beurteilung, dem „Übergangsbereich von der wasserungesättigten zur wassergesättigte Bodenzone“. Wird ein Prüfwert am Ort der Probenahme überschritten, ist in einer Sickerwasserprognose zu betrachten, in welchem Maße dieser Schadstoff in der ungesättigten Bodenzone zurückgehalten oder abgebaut wird.

Die Sickerwasserprognose ist nach § 2 BBodSchV als eine „Abschätzung“ definiert, nicht als eine Messung. Sie muss beantworten, welche Stoffmengen und Konzentrationen aktuell und vor allem in Zukunft das Grundwasser erreichen können. Die BBodSchV beschreibt in §14 verschiedene Möglichkeiten für die Erstellung einer Sickerwasserprognose und nennt die zu beachtenden Randbedingungen. Sie gibt aber keine konkrete Vorgehensweise vor und fordert damit konsequent, die komplexe Natur des Pfades Boden-Grundwasser mit einem für den Einzelfall begründeten Vorgehen zu erkunden und zu bewerten.

Zusätzlich kann die Einmischung des Sickerwassers in das Grundwasser in Form einer Einmischprognose nach § 14 (5) berücksichtigt werden.

Bei der Bewertung der Sickerwasserprognose sind weiterhin Einträge über die Bodenluft und in Form von Schadstoff-Phase (§15, Abs. 7) sowie die Schadstofffracht (§15 Abs. 8) zu berücksichtigen.

Arbeitshilfen der LABO

Zur Unterstützung des Vollzugs wurden von der LABO Arbeitshilfen zur Sickerwasserprognose bei orientierenden Untersuchungen (Stand Juli 2003) und bei Detailuntersuchungen (Stand Oktober 2006, mit redaktionellen Anpassungen Dezember 2008) erarbeitet und unter www.labo-deutschland.de veröffentlicht. Diese Arbeitshilfen berücksichtigen bei einzelnen Bundesländern bereits vorher vorliegende Unterlagen und sind bundesweit fachlich abgestimmt. Sie geben konkrete Hinweise zu Untersuchungsmethoden und Bewertungsansätzen, stellen umfangreiche Anforderungen an Inhalte und Qualität von Sickerwasserprognosen und enthalten zudem zahlreiche weitergehende Literaturhinweise.

Empfehlung zur Vorgehensweise

Auf dieser Grundlage kann zusammenfassend folgende bewährte Vorgehensweise empfohlen werden:

  1. Hinreichend genaue Untersuchung der Standortbedingungen (inkl. konzeptionelles Standortmodell)
  2. Aufstellen einer möglichst plausiblen Stoffmengenbilanzierung: Wie viel wurde auf welchem Wege in den Boden eingetragen? Wie viel ist dort noch vorhanden? Wie viel kann wo im tieferen Untergrund noch „gefangen“ sein? Wie viel ist schon lange mit dem Grundwasser verlagert worden usw.?
  3. Ergänzung und Absicherung dieser Überlegungen durch an den Einzelfall angepasste Untersuchungen und ggf. überschlägige Berechnungen nach den Arbeitshilfen der LABO

Numerische Berechnungen zur Sickerwasserprognose setzen unterschiedliche Abstraktionen und Vereinfachungen voraus. Auch damit bleibt aber eine Vielzahl von Parametern zu berücksichtigen, die oft nicht exakt bekannt oder nur überschlägig quantifizierbar sind. Dies kann die mit den Berechnungen beabsichtigte Abbildung der realen Vorgänge ggf. stark beeinträchtigen. In jedem Fall sind zusammen mit den Ergebnissen numerischer Berechnungen zur Sickerwasserprognose auch Aussagen zur Ergebnisunsicherheit zu fordern (siehe auch Informationsblatt AH BoGwS aktuell 14/2009, zu beziehen unter www.leitstelle-des-bundes.de).


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